Täglich bewegen wir uns über den Boden, nehmen ihn aber kaum wahr. Ein Team um Professor Martin Sauerwein und Professor Horst Kierdorf von der Universität Hildesheim befasst sich in einem Projekt mit der Bodenentstehung, Bodenbelastung und nachhaltigen Bodennutzung in Hildesheim. Die Alcoa-Stiftung fördert das Projekt mit 28.000 Euro. Damit können Laborgeräte und studentische Hilfskräfte finanziert werden.
Die Forscher richten in Hildesheim Bodenschauprofile ein, einige bis etwa 2 Meter tief. Die Bodenprofile sind alle zugänglich und im Raum Hildesheim an diesen Standorten zu finden: Giesener Berge, Finkenberg/Lerchenberg und Hildesheimer Wald. Studierende und Wissenschaftler um Nico Herrmann haben – im Rahmen von Geländeseminaren und zwei Bachelorarbeiten – alle Profile im Hildesheimer Wald wissenschaftlich dokumentiert und werden sie bis zum nächsten Frühjahr mit einer wetterfesten Informationstafel ausstatten. Wer am Bodenprofil vorbeikommt, kann weitere Informationen auch über einen QR-Code online abrufen oder sich vorab informieren. Im Labor wurden die Bodeneigenschaften untersucht. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich schon auf kleinem Raum die Böden und damit die Standortbedingungen zum Beispiel für die Vegetation sind.
„Wir hoffen, dass auch Schulen auf diese Informationen vor Ort zurückgreifen, sich mit der Frage auseinandersetzen, was eigentlich unter den Böden steckt und die Bodenprofile auf Exkursionen erkunden“, sagt Martin Sauerwein, Professor für Geographie. Der Boden sei die „dünne Haut unserer Erde“. Und er ist eine Art Geschichtsbuch: Informationen zur Landnutzung und Entstehungsgeschichte könne man recht einfach aus ihm „herauslesen“.
Die Hildesheimer Forscher sind Fachleute im Erstellen von Bodenprofilen und erforschen den Boden – sein Wachstum, seine Entstehung, seine Belastung und das Zusammenspiel zwischen Umwelt und Mensch. Gerade erst wurde ein Juniorprofessor für Angewandte Geoökologie berufen.
„Aus einem Bodenprofil kann man ablesen, was in der Vergangenheit passiert ist“, sagt Sauerwein. In Folge des Erzbergbaus sind in den Auenbereichen im Hildesheimer Raum, entlang der Innersten, zum Beispiel Ablagerungen von Schwermetallen nachweisbar. Böden können extrem belastet sein, etwa durch nahegelegene Mülldeponien oder Pestizide und Düngemittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „Manche Bodentypen halten die Pestizide und Düngemittel fest. Ein sandiger Typ lässt sie hingegen, wenn wir Pech haben, ins Grundwasser kommen. Nicht jeder Boden kann das abpuffern“, so Sauerwein. Die Wissenschaftler graben Bodenprofile und können daran erkennen, wie ertragreich oder belastet der jeweilige Boden ist.
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